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vague à l'âme
23 août 2005

Leseprobe

bruar, 2005

Leseprobe - Jon Evans: Tödlicher Pfad
Allein auf einem einsamen Planeten

Trekking ist eine tolle Sache, aber es war gut, zurück in der Zivilisation zu sein. Für Rucksacktouristen stellte Pokhara geradezu eine Art Disneyland dar; hier fand man Dutzende und Aberdutzende von Restaurants, Bars, Buchhandlungen, Souvenirshops, Supermärkten, Apotheken, Trekkingausrüstern, Massagesalons, Plattenläden, Banken, Fotogeschäften, Reisebüros, Internetcafés und um die hundert Lodges mit fließend Wasser und funktionierendem Stromanschluß. Wäre ich nackt mit dem Fallschirm über Pokhara abgesprungen, lediglich bewaffnet mit Reisepaß und Kreditkarte, hätte ich mir im Handumdrehen eine Top-Reiseausrüstung besorgen können.
Ich nahm mir ein Zimmer im Sacred Valley Inn, gab die Sachen zurück, die ich mir ausgeliehen hatte, und gönnte mir erst mal eine ausgiebige heiße Dusche. Im Moondance Café aß ich ein Pfeffersteak, trank dazu zwei Gläser Rotwein und las die zwei Tage alte Ausgabe der International Herald Tribune; das Lokal hatte in jeder Hinsicht westlichen Standard, von den günstigen Preisen mal abgesehen. Ich verkaufte mein Exemplar von Krieg und Frieden und nahm mir für hundert Rupien einen Raubdruck von Peter Matthiessens Auf der Spur des Schneeleoparden mit. Anschließend brachte ich meine Filme zum Entwickeln.
Und dann machte ich mich an meine Ermittlungen.

Zuallererst ging ich zur Polizei, wo man sich, wie ich bereits erwartet hatte, alles andere als hilfsbereit zeigte. Die Beamten behaupteten, nichts davon gehört zu haben, daß ein Trekker ermordet worden war. Sie weigerten sich, in Manang anzurufen und nachzufragen, ob es neue Erkenntnisse gab. Ich konnte nicht das geringste ausrichten, solange nicht der offizielle Polizeibericht in Katmandu eingetroffen war. Und das konnte noch Monate dauern.
Danach rief ich bei der kanadischen Botschaft in Katmandu an.
»Willkommen in Kanada, bienvenue au Canada«, säuselte eine Stimme am anderen Ende.»Bei Anfragen in englischer Sprache drücken Sie bitte die Eins. Pour service en français, appuyez le deux.«
Ich drückte gar nichts, da ich genau wußte, daß das sowieso nur darauf hinauslaufen würde, daß ich eine Nachricht auf irgendeine Voicemailbox sprechen durfte. Nach einer Weile kam wieder der Rufton, und schließlich wurde am anderen Ende abgenommen. Diesmal war eine Frau aus Fleisch und Blut dran.
»Hallo?« sagte sie.
»Hallo«, sagte ich. »Mein Name ist Paul Wood. Ich bin kanadischer Staatsbürger. Ich halte mich momentan in Pokhara auf. Ich rufe an, um mich zu vergewissern, ob Sie darüber informiert worden sind, daß ein kanadischer Trekker namens Stanley Goebel am Annapurna ermordet worden ist.«
»Einen Moment bitte«, sagte sie, als bekäme sie tagtäglich solche Anrufe. Ich wartete.
»Hallo?« meldete sich kurz darauf eine Männerstimme. »Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
Ich wiederholte mein Sprüchlein und wurde erneut in die Warteschleife gehängt.
»Hallo?« meldete sich schließlich ein weiterer Mann. »Sie rufen in Sachen Stanley Goebel an?«
»Ganz genau«, sagte ich.
»Und wer sind Sie?«
»Mein Name ist Paul Wood. Ich bin kanadischer Staatsbürger.«
»Darf ich fragen, was Sie mit der Angelegenheit zu tun haben?«
»Ich habe die Leiche gefunden.«
Eine Pause entstand; offenbar dachte er nach. »Nun«, sagte er dann, »vielen Dank für Ihren Anruf, aber die nepalesischen Behörden haben uns bereits über den Tod von Mister Goebel informiert. Seine Familie ist bereits unterrichtet und sein Leichnam auf dem Weg nach Kanada.«
»Was genau ist Ihnen denn mitgeteilt worden?« fragte ich.
Er schien aus meinem Tonfall herauszuhören, daß ich nicht gedachte, mich so einfach abspeisen zu lassen, und verschanzte sich augenblicklich hinter einer bürokratischen Mauer. »Der Polizeibericht ist noch nicht abgeschlossen«, sagte er zögernd. »Man hat uns aber inoffiziell darüber informiert, daß Mister Goebel bedauerlicherweise Selbstmord begangen hat.«
»Ach ja? Nun, dann muß ich ihnen bedauerlicherweise mitteilen, daß dies ganz und gar nicht den Tatsachen entspricht. Mister Goebel ist ermordet worden.«
»Pardon?«
»Ermordet«, wiederholte ich. »Brutal ermordet. Jemand hat ihn erschlagen und ihm Armeemesser in beide Augen gerammt. Die nepalesische Polizei lügt wie gedruckt. Sie wollen schlicht vertuschen, was geschehen ist. Aber ich habe Fotos, die beweisen, was wirklich passiert ist.«
»Wie war noch gleich Ihr Name, Mister....«
»Paul Wood.«
»Mister Wood«, sagte er. »Ich habe den inoffiziellen Bericht selbst gelesen. Dort ist vermerkt, daß Mister Goebel ohne jeden Zweifel Selbstmord begangen hat. Von irgendwelchen Messern ist dort keine Rede.«
»Ich war es, der den Toten gefunden hat.« Ich betonte jedes einzelne Wort. »Und ich sage es Ihnen nochmals. Die Nepalesen haben Ihnen einen Haufen Lügen aufgetischt.« »Ich habe Sie durchaus verstanden, Mister Wood. Dennoch können wir Ihren Hinweisen nicht nachgehen, solange sie nicht von der nepalesischen Polizei bestätigt worden sind.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, daß die Polizei den Mord unter den Teppich kehren will.«
»Mister Wood... Wir sind Ihnen außerordentlich dankbar, daß Sie uns in dieser tragischen Angelegenheit unterstützen wollen, aber solange sie keine handfesten Beweise für Ihre Behauptungen haben, sind uns die Hände gebunden. Das einzige offizielle Dokument, das mir vorliegt, ist die Darstellung der nepalesischen Behörden, und darin steht schwarz auf weiß, daß es sich um einen Selbstmord handelt.«
»Das einzige offizielle Dokument?« fragte ich ungläubig. »Ist das alles, was für Sie zählt? Ob ich ein offizielles Dokument habe oder nicht? Ich habe Fotos von der Leiche, die unzweifelhaft beweisen, daß Stanley Goebel ermordet wurde.«
»Nun, es steht Ihnen frei, sich mit der nepalesischen Polizei in Verbindung zu setzen. Ich bin gern bereit, den Kontakt herzustellen, und sicher, daß man Ihre Hinweise entsprechend verfolgen wird. Wie ich bereits sagte, ist der Bericht noch nicht abgeschlossen, und man wird ihre Informationen...«
»Wie heißen Sie?« fragte ich.
Nach einer langen Pause antwortete er ziemlich widerwillig: »Mein Name ist Alan Tremblay.«
»Gut, Mister Tremblay. Ich habe Sie gerade darüber informiert, daß ein kanadischer Staatsbürger oben am Annapurna kaltblütig ermordet worden ist, daß die nepalesische Polizei versucht, den Fall zu vertuschen, und daß ich Fotos vorliegen habe, die das beweisen. Ist das bei Ihnen angekommen?«
»Ich habe Sie durchaus verstanden. Sie haben aber sicher auch Verständnis dafür, daß wir es vorziehen, uns auf einen offiziellen Bericht zu verlassen statt auf haltlose Anschuldigungen am Telefon.«
»Sie wissen genau, was los ist, aber es geht Ihnen einfach am Arsch vorbei, stimmt’s?«
»Mister Wood, es gibt absolut keinen Grund, unfreundlich zu werden. Ich bin jederzeit bereit, Ihnen Kontakt zu den nepalesischen Behörden zu verschaffen, die sich Ihre...«
Ich legte auf

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